Projektbericht 2023

Projektbericht Initiative ”Impf Dich” 2023 

 

Wir sind die studentische Initiative „Impf Dich“ (Impfaufklärung in Deutschland e.V.) (www.impf-dich.org).  
Unser übergeordnetes Ziel ist es mit unabhängiger, niedrigschwelliger und evidenz-basierter Aufklärung ein besseres Verständnis und Akzeptanz von Impfungen sowie höhere Impfquoten zu erreichen. Wir haben uns Ende 2017 in Bonn gegründet und sind seitdem stark gewachsen. Aktuell haben wir knapp 240 Mitstreiter:innen in 17 Lokalgruppen in ganz Deutschland. In diesen engagieren sich vorwiegend Medizinstudierende, junge Ärzt:innen und Studierende fachnaher Disziplinen. Alle Maßnahmen finden ehrenamtlich statt, sind wissenschaftsbasiert und für alle Einrichtungen kostenfrei. Allein mit unseren Aktionen in Schulen haben wir schon über 6000 Schüler*innen aufgeklärt. 

Unsere Aktionen richten sich primär an medizinisch nicht Vorgebildete. Wir klären insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene auf, da hier die meisten Impflücken zu finden sind und noch die Möglichkeit besteht, ein begründetes Impfbewusstsein zu schaffen.  
Unser Kernprojekt ist ein 90-minütiger, interaktiver Vortrag über Impfungen und Infektionskrankheiten an weiterführenden Schulen aller Schulformen (i.d.R. ab der 7.Klasse, d.h. für 13-18-Jährige) mit anschließendem freiwilligen Impfpass-Check.  
Nach dem Vortrag sollen alle Schüler:innen ein grundlegendes Verständnis für das Immunsystem und Impfungen entwickelt haben. Sie sollen befähigt werden an einer Debatte zu Impfungen und ihre Relevanz teilzunehmen und damit eine fundierte und begründete Impfentscheidung treffen zu können.  
Dem Level der jeweiligen Schülerinnen und Schüler angepasst klären wir über die Basics zu Impfungen, wichtige Beispielimpfungen und Infektionskrankheiten, immunbiologische Hintergründe, unerwünschte Reaktionen, Geschichte und Erfolge von Impfungen, Impfkritik und den Umgang mit dieser auf. Auch das medizinische System hinter Impfungen und ihre Funktion als Prävention von Krankheiten – und als besonderer Schwerpunkt - ihre soziale Relevanz spielen eine wichtige Rolle. Spielerisch und mit modernen Medien wird das Konzept des Gemeinschaftsschutzes („Herdenimmunität“) vermittelt. Besondere Themen-Schwerpunkte bilden die Masern- und die HPV-Impfung, sowie die Gefahr von Langzeitfolgen der jeweiligen Infektionen. Wir gehen dabei auch auf andere Wege ein, sich vor Infektionskrankheiten zu schützen (z.B. Verhütungsmethoden). Wir vermitteln mit einer anschaulichen Darstellung und Erläuterung die Grundzüge des Immunsystems, um darauf basierend erklären zu können, wie und warum Impfungen funktionieren. In praktischen Fallbeispielen werden die vermittelten Inhalte verdeutlicht und das Wissen gefestigt.  
Wichtiger Bestandteil eines jeden Vortrags ist der Check des eigenen Impfpasses. Dies ist für die Schüler:innen freiwillig und wird je nach Bedarf durch die Studierenden angeleitet und unterstützt. Dadurch soll ein Bewusstsein für den eigenen Impfpass, Impfstatus und fehlende Impfungen geschaffen werden.  
Während der “Corona-Pandemie” nahmen auch entsprechende Impfungen und Fragen einen wichtigen Anteil in den Vorträgen; viele Vorträge haben online/digital stattgefunden. 

Nur selten finden wir bei o.g. Impfpass-Checks Impfpässe, die einen vollständigen HPV-Impfschutz belegen (bei beiden Geschlechtern). Möglicher Ansatzpunkt ist das niederschwellige Angebot von HPV-Impfungen im Anschluss an unsere Aufklärungsarbeit. In diesem Zusammenhang arbeiten wir lokal mit Pädiatern und Gynäkologen zusammen, an die wir direkt verweisen. Alternativ ist zukünftig die Zusammenarbeit mit Stiftungen oder Gesundheitsämtern möglich, die Impfungen für viele Jugendliche nach Aufklärung der Eltern in der Schule oder Gesundheitsamt anbieten. 

In verschiedenen Lokalgruppen arbeiten wir auch mit dem Teddybär-Krankenhaus zusammen und gestalten eine Impfstation, um auch die ganz Kleinen spielerisch auf Impfungen vorzubereiten. Dies soll die Angst vor dem Arztbesuch und Impfungen nehmen und dabei helfen, dass Kinder Impfungen mit etwas Positivem verbinden. Durch diese Aktionen wurden schon mehrere hundert Kinder an verschiedenen Standorten auf das Impfen vorbereitet.  
In Kindergartenprojekten gehen wir an einigen Standorten auch auf junge Eltern zu. In der Region Köln/Bonn und Erlangen wurden auch einzelne Flüchtlingsunterkünfte oder Stadtteile mit besonders niedriger Impfquote für Aufklärungsprojekte besucht. 

Während der Coronapandemie haben wir einige Vorträge speziell zu den Corona-Impfstoffen gehalten und unsere Aufklärungsarbeit auch vermehrt an Erwachsene gerichtet. Zudem haben wir Flyer entworfen, von denen mehrere tausende u.a. in Arztpraxen in ganz Deutschland ausgelegt wurden. 

Im Rahmen der Digitalisierung bieten wir neben Online-Vorträgen (z.T. mit externen Dozierenden) einen breitgefächerten Internetauftritt mit Fachinformationen, Impf-Quiz, einem Impfpass-Check und interessanten Interviews mit Persönlichkeiten aus Medizin und Forschung an. Auf unserer Internetseite, auf Facebook und Instagram kann man sich über unsere Initiative, unsere Aktionen und Impfthemen informieren. Gerade auf verschiedenen Social-Media-Kanälen, insb. Instagram und eigenen Podcasts, bereiten unsere Lokalgruppen Informationen verständlich auf und erreichen so auch auf diesen Weg junge Menschen. Ziel ist eine einen einfachen Zugang zu Impfaufklärung zu bieten und Ansprechpartner, auch im Sinne eines “peer teachings” zu sein. Über die Internetseite findet man die entsprechenden Ansprechpartner in unserem Verein, und es können unkompliziert neue Lokalgruppen gegründet werden.  
Wir vermitteln darüber hinaus auch den Kontakt zu Haus- und Reisemedizinern, mit denen verlässlich und vertraulich persönliche Fragen zum Thema Impfungen besprochen werden können. So möchten wir die Beschäftigung mit dem Thema Impfungen und den Einstieg in die Aufklärung ganz leicht gestalten und den verschiedenen Ansprüchen der Aufklärung gerecht werden. 

Die Lokalgruppen stehen in ständigem Austausch; besonders durch ein jährliches Bundestreffen, zuletzt 2022 in Ulm. So können unsere Aktivitäten weiter verbessert und Kontakte über verschiedene Fakultäten hinweg geknüpft werden.  
Wir kooperieren mit dem Bundesverband für Poliomyelitis e.V., Gesundheitsämtern (z.B. Neuss, Oberbergischer Kreis, Bonn, Kreis Bergstraße), Kinderkliniken, der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und Pharmaziestudierenden (BPhD) und anderen Organisationen, wie bei wissenschaftlichen Erhebungen mit dem RKI oder der AG von Frau Prof. Cornelia Betsch. Mit diesen Kooperationspartnern und auf Konferenzen beteiligen wir uns an der wissenschaftlichen Debatte um das Thema Impfungen. Wir haben u.a. am Positionspapier der bvmd zum Thema Impfungen mitgearbeitet, das auch die Position unseres Vereins und der deutschen Medizinstudierenden weitestgehend darlegt. 

Wir als Initiative verpflichten uns der Wissenschaft. Basis unserer Arbeit sind die Erkenntnisse und Empfehlungen der STIKO, des RKI und des PEI und aktuelle Forschungsergebnisse. Viele unserer Methoden und Techniken zur Aufklärung über das Impfen entsprechen den diesbezüglichen aktuellen Evidenzen und Empfehlungen aus der Wissenschaft.  
Wir evaluieren unsere Aufklärungsmaßnahmen intern und u.a. in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern auf ihre Wirksamkeit. Aktuell wird die Bedeutung der studentischen Impfaufklärungs-Vorträge in Schulen ("Impf Dich") und der Einfluss auf das Impfwissens und der Impfbereitschaft (mit Fokus auf HPV) im Rahmen einer Doktorarbeit wissenschaftlich erhoben. 
Anlässlich der Corona-Pandemie haben wir 2021 eine Umfrage zur Impfbereitschaft unter 4313 Human-Medizinstudierenden durchgeführt. Erste Ergebnisse wurden in einer Pressemitteilung mit der bvmd veröffentlicht und ein Paper zur Lehre im Medizinstudium zum Thema Impfen/Impfaufklärung wurde kürzlich veröffentlicht (DOI: 10.3390/vaccines10060975). Diese COVRAM-Studie haben wir mit Unterstützung der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Cornelia Betsch aus Erfurt durchgeführt (vgl. auch COSMO-Studie). Im Mai/Juni 2022 wurde eine Folge-Umfrage, dieses Mal mit Unterstützung der KROCO-Arbeitsgruppe des RKI, durchgeführt, die knapp über 3000 Medizinstudierende abgeschlossen haben.  

Wir unterstützen nicht nur in Schulen die Lehre, sondern engagieren uns auch für eine bessere Ausbildung in Gesundheitsberufen - durch Mitentwicklung von Wahlfächern zum Thema Impfen und Infektionen sowie von praktischen Prüfungen und Schulungen. Dazu wurden u.a. Impfaufklärungs-OSCEs (simulierte Gesprächssituationen mit Schauspielpatienten) entwickelt, was auch von Mitarbeitern des IMPP (Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen) unterstützt wurde. Damit und mit einem vorbereitenden, von uns unter Unterstützung des Communication Lab Erfurt entwickelten, peer-teaching Workshop (“Umgang mit Impfskepsis”) soll die Möglichkeit geschaffen werden objektiv die notwendigen Skills zur Impfaufklärung von besorgten Eltern zu üben und zu prüfen. Diese Workshops/OSCE werden bereits in Heidelberg, Bonn, Leipzig und Ulm angeboten. Das Projekt und dessen Evaluation wurde u.a. auf der Nationalen Impfkonferenz 2022 und dem DEGAM-Kongress 2023 vorgestellt. 
Interne Schulungen und Fachvorträge bereiten unsere Mitglieder für die verschiedenen Aktionen und die evidenz-basierte Aufklärungsarbeit vor. Unsere Aktionen schaffen nicht nur einen faktenbasierten Blick bzgl. Impfungen bei denjenigen, die wir aufklären, sondern schulen die Studierenden auch in wichtigen Kernkompetenzen des späteren Berufs und der Aufklärung.  

Unsere Ziele für die nächsten Jahre sind flächendeckendere Aufklärung, weitere Evaluation unserer Methoden und der Ausbau unserer bestehenden Projekte. Zurzeit werden neue Lokalgruppen aufgebaut. Es wird auch weiter an der Entwicklung von Konzepten (z.B. Gesundheitstage) gearbeitet, in deren Rahmen auch direkt (Schul-)Impfungen angeboten werden könnten. Damit wollen wir ein möglichst niedrigschwelliges, für alle zugängliches Angebot für Impfungen und Aufklärung ermöglichen. 

Zusätzlich zu ihrem Engagement im Studium und Beruf kämpfen unsere Mitglieder*innen mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit für bessere gesundheitliche Aufklärung und höhere Impfquoten, was indirekt und direkt Menschenleben retten und Lebensqualität schenken kann. So versuchen wir unserer Vorbildfunktion als angehende Mitarbeiter*innen des Gesundheitssystems gerecht zu werden. Wir wollen ein Verständnis für das Impfen, für Impfungen, die eigene Gesundheit und das Gesundheitssystem schaffen, mit Mitteln, die möglichst viele erreichen. Damit wollen wir das wichtige soziale Thema „Gesundheitsvorsorge“ unterstützen.  
Die Relevanz von Gesundheitsaufklärung zeigt sich momentan in besonderem Maße. Auch im Rahmen der Bekämpfung der Ausbreitung des SARS-CoV-2 wird die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen und insbesondere von Impfungen und Impfaufklärung deutlich. 

Unsere Initiative wurde u.a. mit dem Charity Award 2020 der Springer Medizin und im Rahmen der 7. Nationalen Impfkonferenz mit dem Förderpreis der Stiftung Kinder.Gesundheit.Mainz ausgezeichnet. 

Weitere Informationen finden Sie u.a. auf: www.impf-dich.org 
 

Rückfragen an:   
Simon Hennes (Vorstandsvorsitzender; simon.hennes@impf-dich.org),   
Steffen Künzel (Gründer und stellvertr. Vorsitzender; steffen.kuenzel@impf-dich.org), 
Fabian Brensing (stellvertr. Vorsitzender, fabian.brensing@impf-dich.org),   
Manuel Kuhlmann (stellvertr. Vorsitzender, manuel.kuhlmann@impf-dich.org),  
Lucas Phillip Reindl (stellvert. Vorsitzender, lucas.reindl@impf-dich.org,  
oder direkt an die jeweiligen Lokalgruppen  https://impf-dich.org/de/lokalgruppen/uebersicht