Bonn, 08.02.2021

Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) und die Initiative Impfaufklärung in Deutschland e.V. (Impf Dich) fordern, dass in die Versorgung eingebundene Medizinstudierende genauso wie das reguläre Personal mit gleichwertigem Risikoprofil mit einer COVID-19-Impfung vor Infektionen geschützt werden. 

„Es geht nicht nur um den Schutz von Studierenden, sondern auch um den Schutz von Patient*innen vor einer eingeschleppten Infektion.” sagt Felix Beetz, Bundeskoordinator für Gesundheitspolitik im Vorstand der bvmd. „Wir sind erschüttert, dass von Verantwortlichen klar gegen die Empfehlungen der STIKO gehandelt wird.“ 

Die bvmd haben in den letzten Tagen unzählige Nachrichten von betroffenen Studierenden erreicht, die trotz engen Kontakts mit Risikopatient*innen oder sogar COVID-19 Betroffenen während der Arbeit von ihren Kliniken, der Politik und weiteren Verantwortlichen nicht bei der Impfpriorisierung berücksichtigt werden. Besonders betroffen sind Studierende im letzten Ausbildungsjahr, dem sogenannten Praktischen Jahr (PJ). Einige von ihnen sind auch schon im Rahmen ihrer Tätigkeit an COVID-19 erkrankt. Die mentale Belastung der Betroffenen ist enorm, trotzdem wollen viele anonym bleiben, weil sie Konsequenzen für Ihre Ausbildung oder Karriere befürchten. 

Seit dem Beginn der Pandemie haben sich zudem zehntausende Medizinstudierende freiwillig gemeldet, um in der Versorgung zu helfen. Viele (PJ-)Studierende arbeiten in infektiologisch riskanten Bereichen wie Notaufnahmen oder COVID-19-Stationen und müssen regelmäßig den Einsatzort wechseln. Sie gehören damit gemäß den Impf-Empfehlungen der Ständige Impfkommission (STIKO) und des Bundesgesundheitsministerium (BMG) zur Kategorie 1. Diese Arbeit entlastet das deutsche Gesundheitssystem und hat mit dazu beigetragen, dass es in der aktuellen Pandemie nicht zusammengebrochen ist. 

Da es sich bei dem Praktischen Jahr um einen Abschnitt des Studiums handelt, haben viele PJ-Studierende keinen Arbeitsvertrag mit ihrem jeweiligen Klinikum. Dies wird häufig als Begründung aufgeführt, weswegen Studierende nicht als “Mitarbeitende im Gesundheitssystem” zählen würden und somit eine Impfpriorisierung ausgeschlossen sei. 

„Dass viele Institutionen scheinbar weiterhin nicht wissen, dass Studierende auch ohne Arbeitsvertrag unter das Arbeitsschutzgesetz fallen, und auch gemäß des Infektionsschutzgesetzes zu schützen sind, schockiert.” so Philip Plättner, Vizepräsident für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der bvmd. „Es braucht hier eine bundeseinheitliche Gleichberechtigung von in der Versorgung tätigen Studierenden mit fest angestelltem Personal. Das muss sich auch in den Verordnungen bzw. in der Umsetzung dieser durch die Kliniken niederschlagen.” 

Hervorzuheben ist, dass es im Interesse der Gesellschaft ist, dass durch die Pandemie die Studienzeit von Medizinstudierenden weder verlängert noch qualitativ verschlechtert wird. Gerade jetzt brauchen wir gut ausgebildete Ärzt*innen. PJler*innen brauchen dafür weiterhin praktische Lehre, aber auch zusätzliche digitale Lehrformate. 

Die bvmd und die Initiative Impfaufklärung in Deutschland e.V. betonen, dass aufgrund der Impfstoffknappheit nach sinnvollen und wissenschaftlichen Kriterien entschieden werden muss, wer zuerst durch eine Impfung geschützt werden soll. Wissenschaftliche Daten lassen vermuten, dass auch das Übertragungsrisiko bei COVID-19 durch eine Impfung reduziert wird. Die derzeitige Impfpriorisierung dient daher nicht nur dem Schutz von Risikogruppen, sondern stellt auch sicher, dass das Gesundheitssystem und andere systemrelevante Bereiche nicht durch z.B. hohe Krankheitsfälle im Personal zusammenbrechen.

„Die unsinnige Diskriminierung nach Berufsgruppen mit gleichem Risiko, beispielsweise in Notaufnahmen oder auf Intensivstationen muss ein Ende haben. Die Politik, aber auch jede Klinik und jede Fakultät stehen hier in der Verantwortung.“ so Plättner.

„Hier bedarf es endlich der Umsetzung der entsprechenden Empfehlungen der STIKO, die evidenzbasiert und medizinisch sinnvoll das medizinische Personal nur aufgrund ihres Risikoprofils, beziehungsweise Tätigkeitsbereichs differenziert.” fordert Simon Hennes, Vorstandsmitglied der Initiative Impfaufklärung in Deutschland e.V.

 

Die bvmd und die Initiative Impfaufklärung in Deutschland e.V. fordern daher: 

  • In der Versorgung tätige Medizinstudierende entsprechend ihres Risikos bei der derzeitigen Impfstoff-Verteilung und auch langfristig in der Planung zu berücksichtigen.
  • Die Ausstellung von Bescheinigungen über ihre Zugehörigkeit der Kategorie der Impfpriorisierung, die sich aus ihrer Tätigkeit im jeweiligen Bereich ergibt, damit Studierende in die Verteilung durch Impfzentren berücksichtigt werden können.
  • Eine hohe qualitative Lehr- und Ausbildungsqualität für Studierende im PJ weiterhin sicherzustellen, um perspektivisch die Ausbildung hochqualifizierter Ärzt*innen zu sichern. Dies sollte unter anderem umfassen:
    • Aufrechterhaltung der praktischen Ausbildung unter Einhaltung von adäquaten Arbeitsschutz- und Infektionsschutzmaßnahmen,
    • Keine Beschränkung der Ausbildung im PJ als Alternative, wenn ihnen der Zugang zur Impfung verwehrt wird,
    • Zusätzliche digitale oder alternative Lehrangebote,
    • Ausreichende Schulungen und Lehre zum Umgang mit COVID-19.

Für Rückfragen steht der Verein für Impfaufklärung in Deutschland e.V. unter info@impf-dich.org zur Verfügung.

PM Corona-Impfung auch für Studierende in der Krankenversorgung.pdf
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